Man könnte auch sagen, dass mit dem Erscheinen künstlich-intelligenter Systeme in der IT zunehmend menschliche Aspekte ins Spiel kommen. Nicht von ungefähr kann man daher bereits seit geraumer Zeit zum Beispiel an der Technischen Universität Berlin den Masterstudiengang "Computational Neuroscience" belegen. Flapsig formuliert geht es dabei um die sehr menschliche Frage: "Wer bin ich, und wenn ja wie viele?"
Mit dieser Frage hat Richard David Precht vor zehn Jahren einen nachhaltigen Bestseller gelandet. Es sind philosophische Kernfragen wie "Was ist Wahrheit?", "Woher weiß ich, wer ich bin?" oder "Warum soll ich gut sein?", die er mit Aussagen der großen Denker der Menschheitsgeschichte beantwortet. Heutzutage sind es die Neurowissenschaften beziehungsweise ihre Unterabteilungen Neuroinformatik, Neurophilosophie und Neuroethik, die diese Fragen aufs Neue beantworten sollen - mit ganz praktischen Folgen, denn künstlich intelligente Systeme wie Watson sind bereits heute prinzipiell einsatzfähig.
Ganz allgemein untersuchen die Neurowissenschaften Struktur und Funktion von Nervensystemen. Die Hirnforschung konzentriert sich im Speziellen auf die Erforschung des Zentralnervensystems von Mensch und Säugetieren. "Im Mittelpunkt steht dabei immer die Frage: Wer bin ich?", so Anil Ananthaswamy, Consultant, New Scientist Magazine, in seiner Keynote auf dem Third Annual IBM Research Cognitive Colloquium. "Je besser wir diese Frage beantworten können, desto eher wird es uns gelingen, künstlich intelligente Wesen zu erschaffen."
Auch außerkörperliche Erfahrungen sind faszinierende Phänomene. Dazu gehört der Doppelgänger-Effekt, bei dem man eine Kopie von sich selbst wahrnimmt, laut Sigmund Freud der "verdrängte Anteil im Ich". Darüber hinaus wird immer wieder von dem Gefühl berichtet, dass man seinen Körper verlässt und auf sich selbst herunterblickt. Nach Ansicht der Wissenschaft ist da bei der Verarbeitung im Gehirn etwas schief gegangen. Festzuhalten bleibt aber: Manchmal liegt das "Ich" außerhalb des geometrischen Volumens, die den Körper ausmacht.
Mit diesen Beispielen reißt Ananthaswamy Fragen nur an, die für die Entwicklung künstlich intelligenter Systeme wesentlich sind. Noch gibt es keine befriedigenden Antworten auf die Fragen nach dem Ich. Doch um wirklich intelligente künstliche Systeme zu erschaffen, müssen diese Antworten gefunden werden. Darauf konnten sich auch die Teilnehmer an dieser Paneldiskussion einigen:
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